Der neue Rabbiner in Bochum: Andrés Bruckner

Aus der Jüdischen Allgemeine

Andrés Bruckner, der neue Bochumer Rabbiner am 6.12.22 MV Freundeskreis der Synagoge

TALMUD Seit Andrés Bruckner 16 Jahre alt ist, wusste er, was er werden möchte: Rabbiner. Der Auslöser für diesen Wunsch war seine Begegnung mit der Wilnaer Ausgabe des Talmuds: Das Werk hat 63 Traktate mit 2711 doppelseitigen Folianten. Das sind mehr als 1,8 Millionen Wörter. Er sei erstaunt gewesen, denn er wusste nicht, dass Juden schon in der Antike ihr eigenes »Google« hatten, sagt der Kolumbianer.

Seit Andrés Bruckner 16 Jahre alt ist, wusste er, was er werden möchte: Rabbiner.

Andrés Bruckner war von der Wilnaer Ausgabe des Talmuds fasziniert.
Bei »so viel Wissen, von spirituellem bis hin zu reinem und einfachem gesunden Menschenverstand« wurde für Andrés klar, dass so viel Arbeit nicht nur das Ergebnis eines historischen Prozesses oder einfach der Wille sehr hartnäckiger Menschen sein konnte. Daher sei in ihm die Idee gereift, Rabbiner zu werden, »um die Juden daran zu erinnern, dass sie die Hüter einer unglaublichen und wunderschönen Tradition sind«. 

In Kolumbien war es kaum möglich, Rabbiner zu werden. Da er zu diesem Zeitpunkt seine Heimat nicht verlassen wollte, entschied er sich, erst einmal einen Master in Finanzwesen zu machen. Danach arbeitete er als Händler an der Börse. Währenddessen engagierte Andrés sich in der deutschsprachigen jüdischen Gemeinde von Bogotá, wo er Gottesdienste leitete und Madrich war.

Als er dann hörte, dass in Deutschland das Zacharias Frankel College gegründet worden war, wusste er, dass es nun der richtige Zeitpunkt war, nach Europa zu gehen. Da ein Teil von Andrés’ Familie aus Österreich und dem Elsass stammt, wollte Andrés auch schon immer Deutsch lernen, die Sprache seiner Großeltern. Deshalb reichte Andrés 2016 seine Bewerbung ein und ging nach Israel, um auch sein Hebräisch für das kommende Studium zu verbessern. 

Nun, sechs Jahre später, schließt Andrés seine rabbinische Ausbildung mit seiner Abschlussarbeit über die Entwicklung des Verbots »Nach ihren (spezifischen) Satzungen sollt ihr nicht gehen« ab. Seit Purim 2021 ist der 32-jährige Rabbinerpraktikant bei der Jüdischen Gemeinde in Bochum. Er soll die Stelle des Rabbiners dieser Gemeinde antreten.