2. Preis: Klaus-Steilmann-Berufskolleg Bochum

Thema: Das Schicksal des jüdischen Juristen Dr. Wilhelm Hünnebeck aus Bochum zur Zeit des Nationalsozialismus

Projektleitung: Daniela Arndt

Klasse: Ausbildungsklasse der Rechtsanwalt und Notarfachangestellten.

Format: Film von der Gruppe erstellt

Einführungsschreiben

Anschreiben-Filmprojekt

Der Film: (auf das Titelfoto klicken)

Laudatio

Dr. Otto-Ruer-Preis 2022, Laudatio Platz 2
Laudatorin: Dr. Mirjam-Drüeke-Bockelmann

Klaus-Steilmann-Berufskolleg Bochum, Ausbildungsklassen der Rechtsanwalt- und Notarfachangestellten 

Im Rahmen des Generalthemas des diesjährigen Dr. Otto-Ruer-Preises „Jüdisches Leben in Deutschland“ haben sich Ausbildungsklassen der Rechtsanwalt- und Notarfachangestellten
des Klaus-Steilmann-Berufskollegs Bochum-Wattenscheid mit dem „Schicksal des jüdischen Juristen Dr. Wilhelm Hünnebeck“ aus Bochum auseinandergesetzt. Der persönlich-berufliche Bezug sowie die regionale Gemeinsamkeit des Geburts- und Tätigkeitsortes des Juristen einerseits und des Ausbildungsortes der Schülerinnen und Schüler andererseits waren Auslöser und Grundlage für ein überaus gelungenes Filmprojekt.
Die umfängliche, auch außerunterrichtlich mit großem Engagement weiter geführte Arbeit umfasst gefilmte Plakate, Fotos und Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt stehen Texte über die Familie Hünnebeck, die Biografie des Sohnes Wilhelm Hünnebeck sowie Kommentare zur Judendiskriminierung und -verfolgung der Jahre 1933-1945. 

Der Film beginnt mit der Erinnerung an eine Ausstellung im Landgericht Bochum aus dem Jahre 2001 mit dem Thema: „Zeit ohne Recht“, die ebenso wie eine ständige Ausstellung im Landgericht Essen das Schicksal verschiedener Juristen mit Berufsverbot ab 1933 nachverfolgt hat.
Die Auszubildenden fanden besonderes Interesse am Schicksal des Bochumer Anwalts Dr. Wilhelm Hünnebeck. Die Informationen zu seiner Biografie – Abitur am Königlichen Gymnasium in Bochum (später Gymnasium am Ostring), Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Tübingen, Promotion in Göttingen, ab 1925 bzw. 1932 Anwalts- und Notartätigkeit in Bochum – sind unterlegt mit dem Plakat aus der Ausstellung sowie mit Fotos der Familie Hünnebeck. 

Der Kommentar zu einem Auszug aus dem „Reichsgesetzblatt“ von 1933 informiert über die Auswirkungen der anti-jüdischen Gesetze und mündet in die erste von drei Spielszenen, die jeweils einen wichtigen Tag im Leben des Anwalts bzw. der jüdischen Bevölkerung auf dem Hintergrund der Diskriminierungen durch die Nationalsozialisten realistisch nachzeichnen. 

Die drei Szenen fügen sich fast wie authentisches Filmmaterial in das Gesamtgefüge ein: 

1. ein Anwaltsgespräch des Juristen Hünnebeck mit einer vom Berufsverbot betroffenen Ärztin 

2. eine Unterrichtsstunde, in der die jüdische Lehrerin und ihre jüdischen Schülerinnen und 
Schüler aus dem Klassenraum verwiesen und damit vom künftigen Unterricht ausgeschlossen 
werden 

3. die Gerichtsverhandlung gegen Dr. Hünnebeck mit anschließender Urteilsverkündigung. Sie 
ist nach einem vorgefundenen Foto überaus realistisch inszeniert. 

Alle Szenen sind spürbar aufwändig hergestellt und rufen durch die Grausamkeit der durchgeführten Maßnahmen unmittelbar Betroffenheit bei den Zuschauenden hervor. 

In sachkundigen Kommentaren wird an die Reichspogromnacht 1938 erinnert und an die Einrichtung von Sondergerichten und ihrer Funktion am Beispiel der Stadt Essen, an Deportationen auch in Bochum und an Transporte in Arbeits- und Vernichtungslager vom ehemaligen Nordbahnhof aus. Dr. Hünnebeck wird zu einem fünf-monatigen Gefängnisaufenthalt verurteilt und verliert seine berufliche Zulassung. Die weiter andauernde anti-jüdische Hetzkampagne nach Kriegsende veranlasst ihn, Bochum zu verlassen. 

Im Schlussteil des Films wird das neue Justizzentrum in Bochum gezeigt. Es liegt ganz in der Nähe des ehemaligen Nordbahnhofs. Das ehemals „Königliche“ Gymnasium ist erhalten und wurde in den Bau integriert. Es sei, so der begleitende Text, (Zitat) „ein geeigneter Ort um an das Leben und die Geschichte des Anwalts und Notars Dr. Wilhelm Hünnebeck zu erinnern“. 

Herzlichen Glückwunsch hiermit Ihnen allen, den beteiligten Schüler*innen der Ausbildungsklassen, und Ihrer Betreuerin, Frau Daniela Arndt, Sie alle haben den 2. Preis des diesjährigen Wettbewerbs mit Fug und Recht verdient! 

Sie haben gemeinsam ein großartiges Filmprodukt geschaffen mit dem Porträt des Bochumer Juristen, das uns, als Bochumer*innen ganz besonders, nahe geht. Der Nationalsozialismus mit seinem unmenschlichen Vorgehen gegen diesen Mitbürger und all‘ die weiteren macht durch die Verknüpfung mit den zeitgeschichtlichen regionalen Bezügen betroffen, erinnert aber auch an unser aller Verantwortung in heutiger Zeit, die Erinnerung wach zu halten, wachsam zu sein und an einem Miteinander aller ohne Diskriminierung und Hetze mitzuwirken. 

Vielen Dank für Ihre Arbeit!